Auch die Vorbereitung des Aufgusses gehört zu Luisa Nislers Aufgaben Foto: jt

OTTERNDORF jt ∙ „Im Auge des Kunden ist man nur derjenige im T-Shirt, der sagt: Nicht von der Seite springen, nicht rennen. Da ist aber noch viel mehr dahinter. Wir machen Aquafitness, bieten Kinderschwimmkurse an, sind für die Wasseraufbereitung zuständig. Das Wasser, in dem unsere Gäste schwimmen, muss anstandslos sein. Wir vertreten die Kassiererinnen, müssen auch im Kassenwesen geschult sein. Rechtskunde müssen wir gut beherrschen, weil wir hier gewisse Rechte und Pflichten haben und durchsetzen müssen. Es ist ein gutes Spektrum, und das macht unseren Beruf auch so interessant. Im Sommer schön draußen, im Winter schön kuschelig warm“, sagt Luisa Nisler und erklärt bei der Wasseraufbereitungsanlage: „Hier wird das Wasser gefiltert, wiederaufbereitet und wieder hochgepumpt zum Becken.“

Luisa Nisler kommt aus Otterndorf und hat an den BBS in Cuxhaven ihr Abitur gemacht. Derzeit befindet sie sich im 2. Lehrjahr als Fachangestellte für Bäderbetriebe (FAB) bei der Bäderbetriebsgesellschaft Land Hadeln. „Dazu gehört nicht nur die Sole-Therme in Otterndorf, sondern auch das Hallen- und Freibad in der Wingst“, sagt die 24-jährige und merkt von Anfang an, wie sehr ihr dieser Job Spaß macht.

„Wir sind immer eine Woche hier und eine Woche in der Wingst; das ist immer 50/50. Im Sommer war ich vermehrt in der Wingst im Einsatz. Wir hatten ja einen guten Sommer, da sind viele Gäste gekommen. Der Rekord lag bei 1.500 Besuchern an einem Tag. Da war wirklich die Hölle los“, lacht sie. „Wir kamen mit dem Pommes machen gar nicht hinterher.“

Dass Luisa Nisler gerade in Otterndorf eine Ausbildung als FAB macht, kommt nicht von ungefähr. „Meine Mama arbeitet seit knapp 35 Jahren an der Schwimmbadkasse“, verrät sie augenzwinkernd. „Nach der Schule bin ich immer hergekommen, wenn sie gearbeitet hat und am Wochenende war ich immer mit meinem Vater zum Schwimmen hier. Ich kenne hier das gesamte Personal, seit ich Baby bin. Die haben mich hier mit großgezogen. Und das Bistro hat für mein Mittag­essen gesorgt.“
Nach dem Abi habe sie hier zunächst als Rettungsschwimmerin gearbeitet, erzählt die gebürtige Otterndorferin. „Damals habe ich in Oldenburg Biologie studiert. Die Uni wurde nur leider wegen Corona von einem Tag auf den anderen geschlossen“, sagt sie mit leichtem Bedauern, aber schon huscht wieder ein Lächeln über ihr Gesicht. „Da musste ‚Plan B‘ her“, sagt die junge Frau entschlossen. „Ich habe die Betriebsleiterin Marei Töllner angerufen und gefragt, ob ich hier aushelfen kann und habe das Angebot bekommen, hier eine Ausbildung anzufangen. Seitdem bin ich hier. Ohne es einen Tag bereut zu haben.“

Es passte einfach, was zusammengehört. Schnell wurden Nägel mit Köpfen gemacht. „Am ersten Tag musste ich mich bei allen vorstellen, obwohl ich sie schon alle kannte“, lacht sie. „Das war wie nach Hause kommen!“ Kollegin Marie Förster nickt ihr zustimmend zu. Sie hat fast gleichzeitig angefangen. Mit ihr teilt sich Luisa die Aufgaben. Und die könnten vielfältiger nicht sein.

Vor Betriebsöffnung wird im Schwimmmeisterraum ein kurzes Teammeeting abgehalten, welche Aufgaben anfallen und welche bereits erledigt sind. Dann geht es meistens schon los: Der erste Schwimmkurs, der erste Aufguss in der Sauna, und Technik-Kontrollen. „Wenn für die Öffentlichkeit geöffnet ist, stehen wir auch am Beckenrand und betreuen die Badegäste. Gegen Abend haben wir immer Wassergymnastik, die wir leiten. Nachdem die Besucher raus sind, muss die Halle noch mal gereinigt werden. Wir spritzen sie ‚mit dem guten Kärcher‘, dem Hochdruckreiniger aus, damit morgens wieder alles blitzblank ist, sagt sie und präsentiert das gefräßige Monstrum, das auch Nasses schluckt, in der Gerätekammer.

Dreimal am Tag werden Wasserproben genommen. „Da messen wir den Chlorgehalt, um ihn gegebenenfalls neu einstellen zu können. Wir sind ja nicht nur für die Aufsicht da, sondern auch ‚kleine Techniker‘. Zusätzlich haben wir einen Haustechniker – ein Familiengespann, Vater mit Sohn, die uns dann bei schweren Dingen helfen. Zum Beispiel Säcke mit Chlorgranulat schleppen, 25 Kilo wiegt ein Sack. Ansonsten fallen hier Arbeiten an, für die man gefühlt mindestens drei Ausbildungen braucht und immer neue Herausforderungen mit sich bringen.“

Auch Luisa Nisler und ihre Kollegin Marie Förster müssen anpacken können. Überhaupt muss man für diese Arbeit körperlich fit sein. „Durch gemeinsames Schwimmtraining halten wir uns fit und durch die zwei, drei Wassergymnas­tikkurse, die wir täglich geben“, sagt sie. „Ebenso muss man geistig fit sein, um Gefahrensituationen schnell zu erkennen und zu handeln.“ „Plietsch“ ist das, womit der wortkarge Norddeutsche diese durch die Herausforderungen des täglichen Lebens zusammengewachsenen körperlichen und charakterlichen Eigenschaften zusammenfasst.

Dazu gehört auch ein freundlich-bestimmtes Auftreten, das man durch die täglichen Herausforderungen automatisch lernt. „Man wächst über sich selbst hinaus, die Badegäste anzusprechen. Manchmal sind auch konsequente Ansagen nötig und man muss zu seiner Meinung stehen. Man muss allen Menschentypen gegenüber offen sein und lernt auch, wie man mit ihnen spricht.“

Zudem müsse man in diesem Job offen für jede Altersgruppe sein. „Wir beaufsichtigen das Babyschwimmen am Samstagmorgen, die Seniorengymnastik sowie die Schwimmkurse ab fünf Jahre. Die Schwimmkurse werden von uns geleitet. Wir haben eine Warteliste, die wir abarbeiten. Wir waren mal bei 700 Kindern, aber das haben wir jetzt gut im Griff.“

An diesem Beruf sei die Vielseitigkeit das Schöne, dass es nie langweilig wird. Und dass man durch die vielschichtige Technik, mit der man konfrontiert werde, auch etwas für das Leben lerne. „Heute kann ich meinen Eltern genau erklären, wie eine Heizung funktioniert“, lacht Luisa Nisler, die das technische Wissen und die Zusammenhänge auch in der Berufsschule vermittelt bekommt.
Die ersten Saunagäste treffen ein. Darunter viele Stammgäste, die freundlich grüßen. „Um 13 Uhr mache ich den Aufguss. Ein klassischer in der großen Sauna“, sagt Luisa Nisler.