Extremer Regen wird immer wahrscheinlicher Foto: Pixabay
LANDKREIS re ∙ Am 4. September erlebte der Landkreis Cuxhaven ein Starkregenereignis. In der Stadt Cuxhaven fielen fast 60 Liter Regen pro Quadratmeter und damit die dritthöchste jemals gemessene Tagesniederschlagsmenge. In bebauten Gebieten überlastet Starkregen schnell die vorhandene Kanalisation und führt zu gefährlichen Überschwemmungen: In mehreren Orten des Landkreises waren Straßen nur noch in der Mitte befahrbar und Keller standen unter Wasser.
Extremwetterereignisse werden laut Deutschem Wetterdienst und Umweltbundesamt als Folge des Klimawandels immer häufiger auftreten und erfordern effektive Schutzmaßnahmen. Dafür hat die Kreisverwaltung in diesem Jahr den Vulnerabilitätskartendienst „Gefahren durch Starkregen und Überschwemmungen“ entwickelt mit dem Ziel, Starkregenereignisse räumlich und zeitlich zu modellieren. Der Kartendienst zeigt, wohin das Wasser bei Starkregen abfließt, wo es sich ansammelt und in welchen Bereichen sich größere Wassertiefen ergeben. Er modelliert Szenarien für drei unterschiedliche Zeitpunkte nach einem Starkregenereignis und zeigt die Dauer der Nichtbefahrbarkeit von Straßen und anderen Verkehrswegen sowie Wassertiefen an.
Dieser besondere Kartendienst ist im Geoportal auf der Internetseite des Landkreises öffentlich zugänglich. Die hohe Auflösung in der Darstellung des Kreisgebietes von ein Mal ein Meter ist eine Besonderheit, die in Deutschland bislang auf Landkreisebene einmalig ist. Sie ermöglicht Einwohnerinnen und Einwohnern eine detaillierte Betrachtung ihrer Wohngebiete und -grundstücke und ist damit ein Instrument für die erste Einschätzung von Starkregengefahren an ihren Häusern und Grundstücken. So können gefährdete Bereiche identifiziert werden. Dies ist auch wichtig, weil Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer für die Sicherung des Privatgrundes selbst verantwortlich sind.
Die Verwaltungen des Landkreises Cuxhaven sowie der Einheits- und Samtgemeinden im Landkreis nutzen den Kartendienst zur Unterstützung der Entwässerungsplanung, im Katastrophenschutz und in der kommunalen Bau- und Grünflächenplanung. „Wir haben nicht die Wahl, sondern die Pflicht, uns den Folgen des Klimawandels anzupassen“, appelliert Landrat Thorsten Krüger an Verwaltung, Politik und Einwohnende. „Dieser Kartendienst ist dafür ein sehr hilfreiches Instrument, das gezielt eingesetzt und mit den passenden Schutzmaßnahmen Überflutungen verhindern kann.“
Ergänzend zum Kartendienst erklärt ein Kurzfilm auf der Internetseite des Landkreises unter www.landkreis-cuxhaven.de/Themenbereiche/Natur/Starkregen-Überschwemmungen in allgemeinverständlicher Sprache die Gefahren von Starkregenereignissen und nennt mögliche Schutzmaßnahmen. Außerdem gibt der Film einen Einblick in die Anwendung des Kartendienstes. Auf dieser Internetseite finden sich weitergehende Informationen zu Starkregenereignissen, zum Kartendienst und zu möglichen Vorsorgemaßnahmen.
Die Finanzmittel für das Projekt Vulnerabilitätskartendienst „Gefahren durch Starkregen und Überschwemmungen“ stammen aus dem vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) aufgelegten Förderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“. Nach der Ausschreibung hatte der Landkreis Cuxhaven den Auftrag „Modellierung von Starkregenereignissen im Landkreis Cuxhaven“ an die Firma TAUW GmbH vergeben.
Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises Cuxhaven, die Fragen zum Vulnerabilitätskartendienst „Gefahren durch Starkregen und Überschwemmungen“ haben, können sich unter der Mailadresse starkregen@landkreis-cuxhaven.de an die Kreisverwaltung wenden.