Daniele Palu kommt am 28. April mit seinem neuen Kriminalroman nach Bülkau   Foto: tw

OTTERNDORF tw ∙ „Nur eines wusste Marconi sicher: Der Fall war eingetroffen. Und er würde an einen Ort ziehen müssen, an dem er sich noch nie wohlgefühlt hatte. Er hatte keine Wahl, er würde den letzten Wunsch seines kleinen Bruders erfüllen.“ So endet der Prolog zum neuen Daniele Palu-Krimi, mit dem er seinen Commissarrio Massimo Marconi einführt. Und mit diesem neuen Buch im Gepäck kam der letztjährige Otterndorfer Stadtschreiber Daniele Palu nach Cuxhaven um im Gespräch mit dem Elbe Weser Kurier seinen Kriminalroman „Marconi und der tote Krabbenfischer“ vorzustellen, der am 16. April erscheint.
Die Freude darüber ist ihm im Gesicht abzu­lesen. Waren die ersten Reaktionen – als E-Book ist „Marconi“ bereits seit Anfang April erhältlich – doch durchweg positiv. Für ihn keine Selbstverständlichkeit, auch wenn seine beiden bisherigen Krimis „Tod im Alten Land“ und „Mord zur Apfelblüte“ rund um Hauptkommissar Gabriele Berlotti von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen wurden.

„Schreiben ist mit einer der einsamsten Jobs der Welt“, erklärt er. Sitze man doch sechs bis neun Monate an einem Buch. Eine Zeit, die auch von Selbstzweifeln geprägt sei. Nach dem Schreiben einer guten Szene, stellt er sich dann auf einmal die Frage „Wem soll das gefallen?“ Vor allem der Schwenk von seinem beliebten Kommissar Berlotti zu einem neuen Titelhelden – wie würden die Leser reagieren?
„Ich wollte eine Figur finden, die anders ist als Berlotti.“ Wenn auch nicht ganz. Beide haben, wie Palu, italienische Wurzeln. „Und wenn sie sich treffen würden, würden sie sich wahrscheinlich gut verstehen“, sagt er über seine beiden Figuren. „Aber ich habe Marconi eine andere Grundgeschichte gegeben.“

Während Berlotti ein Familienmensch ist, ist Marconi ein Freigeist, der seine Freiheit liebt, nach der Arbeit als Hauptkommissar gern im Biergarten sitzt. Und Marconi ist Münchner, der das Lebensgefühl der nördlichsten Stadt Italiens lebt. Doch ein familiärer Schicksalsschlag verschlägt den Kommissar nicht nur in den hohen Norden nach St. Peter Ording, sondern führt ihn auch – um den letzten Wunsch seines kleinen Bruders zu erfüllen – zu seiner Nichte und seinem Neffen, für die er jetzt verantwortlich ist. Und er muss sich auch im Berufsleben auf Neues einstellen, wird „Dank“ des Wechsels zum Dienststellenleiter der örtlichen Polizeiwache degradiert. „Ich wollte wieder eine Figur, der man gerne folgt und bei der man sich schon auf‘s nächste Treffen freut“, sagt Palu, auch wenn natürlich die Mord­ermittlung im Mittelpunkt stehe.

Und das dass Konzept aufgegangen ist, zeigen die ers­ten Reaktionen. Die Resonanz war so positiv, dass es ihn selbst erstaunte. So wollen die Leser jetzt schon wissen, wie es mit den Protagonisten des Romans weitergeht und freuen sich schon auf den Folgeroman. „Was gibt es besseres?“, strahlt Palu.
Die Otterndorfer können sich zudem auf eine kleine Überraschung freuen. „Ich habe mich hier so wohl gefühlt, da wollte ich Otterndorf in meinem neuen Kriminalroman verewigen, um meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.“ Und hat in der Medemstadt auch gleich die Szene geschrieben. „Sie ist dringeblieben“, strahlte er erfreut, befand doch auch seine Lektorin: „Wie schön. Otterndorf kommt auch vor.“

Und so können sich nicht nur die Otterndorfer auf einen „Bullerbü Moment“ freuen. Um die Szenerie richtig wiederzugeben, hatte er sich dafür extra mit der Fähre „Wischhafen-Glückstadt“ auf dem Weg nach St. Peter Ording gemacht. Eine Reise, die seinen Kommissar in umgekehrter Fahrt­richtung nach Otterndorf führt, um einen Zeugen zu befragen.
Doch auch sein ganzer Roman ist durch seinen Stadtschreiber-Aufenthalt geprägt worden. „Ohne Otterndorf und Cuxhaven wäre das Buch nicht so geworden, wie es jetzt ist. Und das in jeder positiven Hinsicht.“ Vor allem seine Zeit im Ferienhaus am See Achtern Dieck (im Stadtschreiberhaus standen Sanierungen an), sind ihm in guter Erinnerung geblieben. „Mit dem Blick auf das Wasser war ich noch kreativer“, sagt er. Schaffte er in drei Wochen doch 100 Seiten. „Dafür brauche ich sonst drei Monate.“ Deshalb lässt er seinen Kommissar auch einen kurzen Blick auf das Feriendorf werfen, bevor er in der Altstadt landet. Natürlich mit Blick auf das Stadtschreiberhaus.

Hilfreich war für ihn auch die Hilfsbereitschaft der Otterndorfer selbst. Als Beispiel erzählt er von der Suche nach einem Krabbenfischer. Nach einem Aufruf erhielt er nicht nur viele Mails, jemand steckte ihm auf dem Wochenmarkt auch die Telefonnummer von Torben Hinners zu. Und er erhielt von diesem in einem persönlichen Gespräch alle Informationen, um die Arbeit der Krabbenfischer gut wiedergeben zu können. „Ihn Hamburg wäre mir das nicht passiert.“

Wenn er von seiner Zeit in Otterndorf erzählt, bekommt er jetzt noch strahlende Augen – und eine Gänsehaut, wenn er an seine Abschiedslesung zurückdenkt, in der die Besucher dicht an dicht saßen, weil sich viele das Event nicht entgehen lassen wollten. „Es war so schön zu sehen, dass meine Sympathie für Otterndorf und die Otterndorfer auf so eine Resonanz stieß.“ Kein Wunder, denn ihm ist etwas zu eigen, was nicht jedem Schriftsteller gelingt. Er kann nicht nur spannende Bücher schreiben, er kann auch fesselnd über sie erzählen.

Und auch wenn Palu jetzt nur zu einer Stippvisite da war, will er auf jeden Fall nach Otterndorf zurückkommen. „Ich habe mit Otterndorf noch eine Rechnung offen“, sagt er verschmitzt. Denn auch wenn er alles, was ging, mitgemacht hat, „gibt es noch vieles, was ich in Otterndorf erleben möchte“. So steht unter anderem noch eine Fahrt auf der Medem aus.
Sein Fazit: „Otterndorf war eine sensationelle Erfahrung.“ Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja im nächs­ten Jahr ein Wiedersehen, wenn nicht nur Otterndorf sein 625-jähriges Stadtjubiläum feiert, sondern auch das 40-jährige Bestehen des Stadtschreiber-Stipendiums.

Die Premierenlesung seines neuen Romans findet am 16. April in der Buchhandlung „stories!“ in Hamburg statt. Seine darauffolgende Lesereise führt ihn am Sonntag, 28. April, auch nach Bülkau. Ab 19 Uhr liest er auf Einladung des Kulturteams Bülkau im Gemeinde­saal der Kirchengemeinde aus seinem neuen Krimi „Marconi und der tote Krabbenfischer“.