Zum Gedenken legten die Teilnehmer weiße Rosen am Gedenkstein nieder     Foto: tw

CUXHAVEN tw ∙ Jedes Jahr am 9. November wird an die Reichspogromnacht 1938 erinnert, die als Beginn der systematischen Verfolgung von Juden in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus gilt. Über 100 Menschen versammelten sich am Donnerstag auch in Cuxhaven vor dem Gedenkstein in der Südersteinstraße. Und das nicht nur um an die Opfer der Nationalsozialisten zu gedenken. Gerade auch vor dem Hintergrund der Ereignissen des 7. Oktobers, als die Terrororganisation Hamas brutal Israel überfiel und dieser Angriff auch auf deutschen Straßen „gefeiert“ wurde, gelte es daran zu erinnern, „nie wieder wegzusehen“, wie Kers­tin Tiemann, Super­intendentin im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln betonte.

Oberbürgermeister Uwe Santjer zeigte sich berührt, dass so viele Menschen zum Gedenken gekommen waren, mussten sich die Organisatoren, der SPD Ortsverein und die Kirchengemeinde der Martinskirche Cuxhaven, wegen weniger Teilnehmer doch schon mit der Frage auseinandersetzen, ob es die Gedenkveranstaltung noch brauche. Er freute sich, dass auch viele junge Menschen zum Gedenken gekommen waren, „denn euch müssen wir erreichen und ansprechen“. Er erinnerte in seiner Ansprache an Oskar Dankner und Adele Edelmann, die 1933 nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten durch die Straßen Cuxhavens gejagt wurden. Er hätte sich nie vorstellen können, „dass ähnliches wieder passiert“.

Es sei ein Tag, „der daran erinnert, was passiert, wenn Hass und Hetze Raum greifen“, machte Marc Gerdes, Vorsitzender der SPD Cuxhaven, deutlich. Deshalb war auch er dankbar, dass so viele Menschen zum Gedenken gekommen waren. „Von großer Bedeutung ist vor allem, dass so viele junge Menschen da sind“, sagte er in Richtung der Schüler der Oberschule Cuxhaven Mitte, die bereits im Vorfeld einen Rundgang zu den Stolpersteinen gemacht hatten. „Wir müssen uns für eine inklusive und offene Gesellschaft für alle Menschen einsetzen“, betonte er.

Für Kers­tin Tiemann hatte dieser Tag, „eine Symbolkraft, die so deutlich vor Augen steht, wie lange nicht mehr“. Sie spüre eine große Betroffenheit. Eine Betroffenheit, die ihr auch schon vor dem 7. Oktober bewusst wurde, als sie den jüdischen Friedhof in Brockes­walde besuchte, den sie ohne Hilfe nicht gefunden hätte. Auf die Frage, warum es denn keinen Wegweiser gebe, erhielt sie die Antwort: „Wir sorgen uns vor Ruhestörung und Vandalismus.“ Über die Vorfälle in Israel aber auch in Deutschland, zeigte sie sich erschüttert. Doch „in aller Erschütterung müssen wir Christen lernen mutig zu werden“, betonte sie. Christen lebten in der Verantwortung sicherzustellen, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen. „Da, wo Unrecht ins Auge sticht, stehen wir in der Verantwortung tätig zu werden.“