Emotional und berührend: Oberbürgermeister Uwe Santjer dankte mit der Cuxhaven-Medaille Dr. Frauke Dettmer für ihren Einsatz, die Geschichte der Juden in Cuxhaven lebendig zu erhalten Fotos: hgi
CUXHAVEN hgi ∙ „Dr. Frauke Dettmer hat sich auf besondere Weise um die Stadt Cuxhaven verdient gemacht. Rat, Verwaltung und die ganze Stadt sprechen ihr dafür Respekt aus.“ Aus den Händen von Oberbürgermeister Uwe Santjer wurde ihr die Cuxhaven-Medaille verliehen. Und zwar eine ganz besondere, die erste der Neuauflage.
In einem kleinen Kreis von Freunden, Sportkameraden und ehemaligen Mitschülerinnen beging Dr. Frauke Dettmer diesen besonderen Nachmittag im Cuxhavener Rathaus. Sie freute sich, dass viele Cuxhavener, die ihre Arbeit begleitet und dadurch Freundschaft und Nähe geprägt haben, zugegen waren.
Dr. Frauke Dettmer studierte Volkskunde/Europäische Ethnologie und Slavistik an der Kieler Universität. Ihre Dissertation schrieb sie über die Geschichte der Juden ihrer Heimatstadt Cuxhaven. „Die Begegnung in Krakau mit einer Jüdin hat wie ein roter Faden mein weiteres Leben bestimmt“, erzählte sie. Seit 45 Jahren beschäftigt sich die gebürtige Cuxhavenerin mit dem Schicksal jüdischer Familien und beschrieb in etlichen Büchern deren Schicksale. Von 1989 bis 2007 war sie im Jüdischen Museum Rendsburg als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin, zuletzt als Leiterin, tätig. Sie hält Vorträge, die auf schriftlichen, unermüdlichen Aufzeichnungen sowie zahlreichen Zeitzeugenbefragungen basieren.
„Ihre Arbeit ist wichtig, weil sie uns erinnert“, so Oberbürgermeister Uwe Santjer, der sich emotional und betroffen über die Unsicherheit, in der wir leben, äußerte. „Wir brauchen mehr Erinnerung, als wir denken. Die Angst, dass sich Zeiten wiederholen, von denen wir geglaubt haben, sie kommen nicht wieder, ergreift zurzeit viele Menschen.“
Ihr großes menschliches Feingefühl, die Geschichte der Juden in Cuxhaven lebendig zu erhalten, hob der OB besonders hervor. Durch ihre Arbeit habe sie wissenschaftlich tiefgehend aus den Schicksalen der Menschen berichtet. „Und Dr. Frauke Dettmer ließ uns in die Vergangenheit schauen, damit wir Verantwortung für die Zukunft übernehmen“, so Santjer. Die grausame Vernichtung war bedeutend für das Cuxland.
95.000 Menschen mit jüdischem Glauben leben heute in Deutschland; 560.000 waren es im Nationalsozialismus. Es sei unsere Bürgerpflicht, in Zeiten des Terrors jüdisches Leben zu schützen und ihr Leben lebens- und liebenswert zu machen, so Santjer. Bücher seien eine wertvolle Grundlage, aus der Geschichte zu lernen. Die akribische Forschungsarbeit auch mit Zeitzeugen sorge für ein weitreichendes Verständnis.
2021 wurde mit der Ausstellung „Ernas Welt“ lebende Erinnerung bewahrt und gezeigt, wie eng das jüdische Leben mit Cuxhaven verbunden war. „Wir müssen die Vergangenheit bewahren, sie lebendig werden lassen. Mit Menschen wie Dr. Frauke Dettmer brauchen wir Brückenbauer von der Geschichte zu den jungen Leuten“, betonte Santjer. „Mein Wunsch ist, dass Jugendliche sich in der Schule damit auseinandersetzen.“ Er dankte ihr für den großen Einsatz und die Beharrlichkeit, denn der historische tiefgehende Eindruck sei für kommende Generationen wichtig.